KATJA WARZECHA - EigenArt

 

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Mein künstlerisches Handeln

 

Trotz des Geheiß der Wirkungslosigkeit des Mediums Malerei – besonders in meiner Adoleszenz – bin ich ihm/ihr verfallen:

Ich liebe die Farben und gehe leidenschaftlich gern mit ihnen um, deshalb begeistern sie mich auch in ihrer Zweckgebundenheit in Alltagsmaterialien.

 

Seit der Entwicklung der künstlerischen technischen Bereiche – Film, Fotografie, technische Medien - ist die Kunst ihrer ursprünglichen mimetischen Aufgabe enthoben. Die Malerei erhält einen selbstständigen Wert, einen neuen Wahrheitsanspruch, unabhängig von der sachlichen Schilderung der Dinge.

Die somit inhärente Problemstellung meiner Bilder und Collagen beinhaltet:

Inwieweit wird Gegenständliches innerhalb eines Kunstkontextes zum Ungegenständlichen und inwieweit ist Kunst und Leben (als Folge einer veränderten Mimesis ) überhaupt kombinationsfähig?

 

In meinen Werken geht es um die Überwindung des alten ab-bildhaften Realitätsbegriffs.

Realität wird stark in meine künstlerische Reflexion mit einbezogen als Ort poetischer Inspiration und als Vergegenwärtigung der auftretenden Gegensätze von Innen- und Außenwelt.

Es entsteht eine neue Wirklichkeit, in der Intuition, Poesie, Erinnerung an Vergangenes - aber auch Konfrontation mit Konkretem sich treffen, die im Gegensatz zur versachlichten Welt und doch in Bezug zu ihr gewonnen ist.

Ein Abstraktionsgrad soll erhalten bleiben, Gegensätze, Fragmente der Realität sollen Hinweise auf Assoziationen hervorrufen, mit Widersprüchlichkeiten konfrontieren.

Das Problem der Integration von Realität wird neu gestellt.

 

Mein künstlerischer Gestaltungsprozess ist ein freies Spiel mit Materialien, zufallsoffen, prozesshaft, Realitätsbezüge assoziierend.

Das Bildsujet ist nicht von vorn herein festgelegt, es „entsteht“ oft während des Malprozesses. Dieser ist deshalb körperbetont und spontan, eine geräumige Atelierfläche beanspruchend (manchmal male ich an mehreren Bildern gleichzeitig.)

In dieser Aktion entstandene Mal-Strukturen sind innerhalb der oft figürlich deutbaren Bildinhalte als ästhetischer Selbstwert sichtbar belassen - (es „passiert unheimlich viel“ in kleineren Stellen meiner Bilder) -, die nicht nur historisch begründbar durch die kunstphilosophische Prägung des Begriffs der „Offenheit des Kunstwerkes“ (Umberto Eco) künstlerische Relevanz beanspruchen.

 

Das Fragment in seiner Rätselhaftigkeit, Verfremdung und Unverständlichkeit als (künstlerisches) Bezugsystem hat durchaus auch „neuere“ kunstphilosophische Relevanz.

Beispielsweise sehen die französischen Poststrukturalisten um Derrida, Lyotard, Foucault den Zerfall der Idee der Universalität nicht als Katastrophe an sondern als eine Möglichkeit, sich von der Obsession der Totalität zu befreien und endlich zu einem neuen Selbstverständnis zu kommen.

(Ich verweise hier besonders auf mein Bild „Hymne an Ilseder Inseln“, eine bildnerische Auseinandersetzung mit der Fragestellung: „Moderne oder Postmoderne“ zum Ende meines Studiums. Es gibt keine Einheitsprinzipien mehr wie Vernunft, Rationalität, Perspektive,

Moral, Religion, ... – sondern nur gleich – gültige Inseln (im doppelten Wortsinn), die lose miteinander verbunden sind. (1990/91 entstanden, 2005 überarbeitet, 2012 fertiggestellt.))

Ebenso (und dennoch) sollen die Realitätsfragmente in meinen Collagen einen formalen Anspruch innerhalb des Bildes als ästhetischem Raum erfüllen.

Das Prinzip Collage beinhaltet das Problem der Wirklichkeitsgewinnung durch Integration von Realitätsfragmenten im Kunstwerk, d.h. profane Dinge, die ihrem Zweck entzogen sind, sollen und müssen in einen ästhetischen Kontext gestellt werden.

 

Das Realitätsfragment ist Mittel und Zweck zugleich. Es weist ästhetische Eigenschaften in seine Platz im Bild auf, kann sich aber von seiner ursprünglichen Realitätsstruktur nicht distanzieren.

 

Materialfragmente mit gefühls- und erinnerungsbehafteten Eigenschaften werden aus ihrem praktischen Zusammenhang genommen und sind in meinen künstlerischen Arbeiten so miteinander kombiniert, dass zwar jedes Teil seine Realität und Herkunft beansprucht, zugleich aber in der Zusammenstellung einen formalen oder farblichen Wert erfüllt. Sie sprechen immer noch aus ihrer alten Identität heraus und behaupten sie; - sie können fremd, rätselhaft und aus dem Zusammenhang gerissen wirken, - durch künstlerische Bearbeitung mit Farbe, in der Bildbrüche mit Elementen der Malerei verschmelzen, geben sie ihren Ursprung paradoxerweise im Gesamtzusammenhang auf, ohne dass dieser jedoch jemals ganz aufgehoben werden kann. Diese Funktionen schlagen ständig ineinander um.

 

Das Festhalten an der Identität der Materialien sowie die starke Farbigkeit meiner Bilder ist für mich ein Ausdruck der Bejahung des Bestehenden, des Lebens!

 

Die Lösung des Integrationsproblems trotz Ambivalenz der verwendeten bildnerischen Mittel bedeutet für mich, die Rückbezüglichkeit ihrer zweckgebundenen Herkunft gleichzusetzen mit einem künstlerischen Stellenwert in bezug auf ihre Farb- und Formwerte. Ihre Auswahl ist intuitiv-bewusst und somit durchaus Träger und Transportmittel einer subjektiven Bedeutung, die aber nicht die Einseitigkeit einer totalitären Aussageabsicht fordert. Erreicht wird eine Verfremdung, die mit dem Gegensatz von künstlerischer Darstellung und Realität spielt.

Die Heterogenität disparater Materialien und bildnerischer Elemente ist nicht aufgehoben. Es besteht aber keine Rangordnung mehr, keine Trauer über den Verlust der Einheitlichkeit.

 

Das Material ist selbst Intuition. Es gelingt so, in der Überwindung illusionistischer Abbilder, Erinnerungen, Sehnsüchte und Auseinandersetzungen mit Gegenwärtigem ästhetisch zu bewahren, ohne die Betrachtenden mit eindeutigen Sichtweisen zu ersticken, ohne ihnen gewohnte Wahrnehmungsmuster überzustülpen, ohne sie damit zu passiven Konsumenten zu degradieren, denn:

 

Die Widersprüche zwischen Gemaltem und Realen, Gestaltetem und Ungestaltetem entscheiden sich nicht innerhalb des Bildes, sie sind der Auflösung durch den Betrachter überlassen. Die „Betrachter –Innenrolle“ ist verändert:

Die Zuschauer meiner Collagen sowie meiner Bilder sind herausgefordert; sie/er muss synthetisieren, was im Bild offen bleibt!

 

Ein so entstandenes „im Bewusstsein“ erzeugtes Bild hat einen anderen Wirklichkeitsanspruch (irritierend, oszillierend, keinen Festpunkt mehr ausmachend) als der standpunktbedingte Illusionismus der vergangenen Malerei. Es führt zu einer individuell zu lösenden spannungsvollen Mehrdeutigkeit, zu Zwischengegenständlichkeit und Identitätswechsel.

 

Dieser Offenheitscharakter stellt ein Modell einer neuen Mimesis dar, macht das Prinzip Collage meines künstlerischen Schaffens zu einem adäquaten Gestaltungsprinzip unserer Zeit.

 

Den Begriff „Collage“ gebrauche ich nicht im Sinne eines gestalterischen Verfahrens, eines Klebebilde, sondern umfassender, eben als ein Prinzip.

Ein Verfahren, mit den Elementen der Ungleichzeitigkeit, Unterschiedlichkeit, Uneinheitlichkeit zu verändern, zu denken, wahrzunehmen, zu handeln, zu leben.. die Stilmittel der Collage entsprechen für mich der Wahrnehmung und Erfahrung einer gründlich veränderten Realität, vor der die herkömmlichen Mittel der Kunst (und Erkenntnisgewinn überhaupt) zu versagen scheinen:

Multimaterialität, Polyvalenz der Form, Simultanität von heterogenem, die Forderung nach Ganzheitlichkeit mit Gleich(er) – Gültigkeit der einzelnen Bezugssysteme statt Einheitlichkeit sind diesbezüglich die adäquaten Gestaltungsmittel.